EV. LUTH. KIRCHENGEMEINDEN

Hechlingen am See / Hüssingen / Degersheim

Misericordias Domini – Der Hirtensonntag 

                                     hier auch zum Anhören

2. Sonntag in der österlichen Freudenzeit

Damit Sie zum Audio mitsingen/lesen können:

Nach der Begrüßung: EG 358,1-4 "Es kennt der Herr die Seinen"

Nach der Predigt: EG 631,1-3 "All eure Sorgen"

 

Lesungstexte des heutigen Sonntags:

Psalm 23

Lesung aus dem Alten Testament: Hes 34,1-16.31

Lesung aus dem Neuen Testament: Joh 10,11-16

 

Liebe Gemeinde, unser heutiger Predigttext steht im 1. Brief des Petrus (2,21b-26):Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand; der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet; der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden. Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

Gott als Hirte, das ist ein eingängiges Bild. Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln...“ kaum ein Satz ist so bekannt wie dieser aus Psalm 23 und kaum einer beliebter. „Den Psalm müsst ihr können!“ sage ich zu meinen Präpis.

Mit dem Beruf „Hirte“ ist man biblisch in bester Gesellschaft: Mose war eine Zeitlang Hirte, als er nach seiner Flucht aus Ägypten die Herden seines Schwiegervaters hütete. Jakob tat dies auch. König David war Hirte. Menschen wurden immer wieder mit Hirten verglichen, wenn es darum ging, dass sie sich um Mitmenschen sorgsam kümmern sollen. „Ich bin der gute Hirte“, sagt Jesus von sich.

Zwei Bilder entstanden beim Lesen der Lesungstexte für heute vor meinen geistigen Augen. Da ist zum einen Jesus als der Hirte. Der Hirte, bei dem man sich wohl fühlen kann, weil er auf einen aufpasst, der sich um jedes einzelne Schaf sorgt. Einem, dem man getrost folgen kann, weil er einen sicher führt, auch durch finstere Täler. Die Kraft dieses Bildes ist ungebrochen, egal ob heute oder vor Jahrhunderten, man kann dieses Bild plastisch vor Augen sehen, dieses Bild vom guten Hirten, wie er auch im Psalm 23 beschrieben wird. Es kann einem immer wieder aufs neue Kraft und Sicherheit geben.

Das Bild, das hier der Petrusbrief zeichnet, ist schon etwas sperriger.

Hier steht das Kreuz im Mittelpunkt. Er erinnert an all die verbalen und physischen Schläge, die Jesus auf dem Weg zum Kreuz einsteckte - für seine Schafe, für uns. Hier ist Jesus der Hirte, der sogar den Tod in Kauf nimmt, um für die Seinen da zu sein. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.“, so heißt es im Johannesevangelium.

Diese beiden Bilder gehören untrennbar zusammen. Der echte und rechte Hirte sucht sich nicht aus, wann er für seine Schafe da ist. Sommer, 25 Grad, frisches Gras, genügend Wasser - ist ja schön und gut, aber der Hirte ist vor allem auch da, wenn es brenzlig wird, wenn das Gras verdorrt, der Sturm tobt und die Wölfe heulen. Wenn wir von Gott als dem guten Hirten reden, dann reden wir eben nicht von einem Schönwettergott, sondern von einem, der alle Stürme des Lebens mitmacht. Der den Weg konsequent zum einen mit uns geht und zum anderen auch bereits bis zum Schluss gegangen ist, der letztlich sogar für die Seinen gestorben ist. Der gute Hirte nimmt für die Seinen alles in Kauf. Er sucht die verlorenen Schafe, weil er die Gemeinschaft mit jedem Einzelnen sucht und in Gemeinschaft mit uns leben will. Komme, was da wolle. Daran erinnert uns das Kreuz. So ermutigt uns das Bild vom Hirten das Leben anzugehen. Mit der Gewissheit, dass Gott all die schönen Momente begleitet, genauso wie die des Leidens, die dunklen Täler. Denn „ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück. Denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich“. Amen.

 

Wochenspruch: „Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.“ (Joh. 10,11a.27-28a)

 

Fürbitten

Gott, all unsere Freude und Sorgen bringen wir vor dich.

Wir danken dir für all das was gelingt und das Schöne in unserem Leben.

Wir bitten dich, gib uns deinen Geist für all die Nöte in unserem Leben, bei Krankheit und Sorgen.

Sei der Hirte unseres Daseins,

dem wir unser Leben anvertrauen.

Gott, wir bitten dich für alle, die sich weltweit zu dir bekennen,

dass wir uns in gegenseitiger Achtsamkeit begegnen können.

Gott, wir bitten dich für deine Schöpfung,

du bist der Hüter allen Lebens.

Bewahre es in seiner ganzen Zerbrechlichkeit.

 

Wir nehmen uns einen Moment der Stille.

Vater unser im Himmel

 

So gehen wir in den heutigen Tag und die kommende Woche mit dem Segen unseres Herrn:

Der Herr segne euch und behüte euch;

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig;

der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden. Amen.