EV. LUTH. KIRCHENGEMEINDEN

Hechlingen am See / Hüssingen / Degersheim

Exaudi – Höre!

 

Wochenspruch: „Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“

(Johannes 12,32)

 

Lesungstexte:

 

  • Psalm 27,1.7–14
  • Evangelium: Johannes 16,5-15
  • Epistel: Epheser 3,14-21

 

Unser heutiger Predigttext steht im Buch des Propheten Jeremia (Kapitel 31): „Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, da will ich mit dem Hause Israel und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen, nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern schloss, als ich sie bei der Hand nahm, um sie aus Ägyptenland zu führen, mein Bund, den sie gebrochen haben, ob ich gleich ihr Herr war, spricht der Herr; sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel schließen will nach dieser Zeit, spricht der Herr: Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben, und sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott sein. Und es wird keiner den andern noch ein Bruder den andern lehren und sagen: »Erkenne den Herrn«, denn sie sollen mich alle erkennen, beide, Klein und Groß, spricht der Herr; denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nimmermehr gedenken.“

 

Liebe Gemeinde, in der kommenden Woche beginnt im Judentum die Feier Schawuot. Gleich drei Sachen werden da gefeiert. 1. Die erste Ernte von Getreide, Obst und Früchten, die Gottes Schöpfung ihnen schenkt. 2. Den Empfang der Tora mit den Zehn Geboten. 3. Den Bund, den Gott mit dem Volk Israel schloss. Dieses Fest beginnt wie jeder jüdische Tag am Abend mit der Dämmerung. Man geht zum Gottesdienst in die Synagoge, danach gibt es ein Festessen. Häufig werden Honig, Milchspeisen und Kuchen auf den Tisch gebracht, das erinnert an Gottes Zusage des Landes an die Israeliten, in dem Milch und Honig fließen werden. Es werden Texte gelesen, die an den Bund Gottes erinnern und an die Worte, die er ihnen am Berg Sinai gegeben hat.

Ja, Gott hat einen Bund mit den Israeliten geschlossen, aber eigentlich sind es sogar mehrere.

Den ersten Bund schließt Gott mit Noah. Wochenlang hat es Gott regnen lassen, die Welt ist in den Fluten der Enttäuschung über seine Schöpfung hinweggespült worden. Allein Noah und seine Familie sind sicher in der Arche. Als sie diese verlassen, danken sie Gott für ihre Rettung. „Und Gott sagte zu Noah …: Siehe, ich richte mit euch einen Bund auf und mit euren Nachkommen und mit allem lebendigen Getier bei euch … Ich richte meinen Bund so mit euch auf, dass […] hinfort keine Sintflut mehr kommen soll, die die Erde verderbe.“ Das war der erste Bund, den Gott mit den Menschen schloss. Eine Abmachung des Lebens. Und Gott sprach: „Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde.“

Auch mit Abraham schloss Gott einen Bund. Gottes Segen soll auf ihm und seinen Nachkommen ruhen ohne Wenn und Aber. Abraham wird zum Vater Vieler. Immer wieder wird Abraham auf die Probe gestellt. Er sieht sich Gefahren ausgesetzt, das versprochene Kind lässt auf sich warten, dann soll er es sogar opfern?! Abraham hält am Bund fest. Und Gott erst recht.

Den nächsten Bund schloss Gott mit Mose. Er führte die Israeliten aus der Sklaverei, die sie in Ägypten hatten erdulden müssen, hinaus in die Freiheit zu dem Land, das ihr Zuhause sein sollte, wo Milch und Honig fließt. Gott gibt ihnen seine Worte, die 10 Gebote, Grundstein unseres Glaubens, sei es im Judentum oder im Christentum: Du sollst keine anderen Götter haben neben mir. Du sollst nicht stehlen, um nur zwei zu nennen. Aber wie schnell ist die Stimmung der Israeliten gekippt. Voller Erleichterung und Freude waren sie aus Ägypten ausgezogen, aber als Mose sie allein lässt, auf den Sinai steigt, den Berg, auf dem Mose die 10 Gebote erhält, da brechen die Israeliten den Bund und bauen sich ein goldenes Kalb, um es anzubeten. Aber Gott hält an seinem Volk, an seinem Bund fest.

Der Prophet Jeremia wiederum sieht sich in der undankbaren Lage die Israeliten an das Wort Gottes zu erinnern. Seine Gebote und sein Bund stehen ihnen allen doch vor Augen, aber sie beachten die Gebote nicht genug. Jeremia klagt an, mahnt, argumentiert, vergebens. Sein Volk wird von den Babyloniern hinweggefegt. Ist damit alles aus? Hat Gott diesmal seinen Bund aufgekündigt? Nein, Jahrhunderte später wird es Jesus so sagen: „Wahrlich, ich sage euch: Eher werden Himmel und Erde untergehen, als dass auch nur ein Jota oder Strichlein vom Gesetz vergeht, bevor nicht alles geschehen ist.“ (Mt. 5,18). Gott hält an seinem Bund fest! So findet Jeremia in dieser verzweifelten Situation nicht weiter anklagende Worte für sein Volk, sondern vielmehr hoffnungsvolle Worte: Der Bund, er bleibt! Gott hat ihn ohne Wenn und Aber aufgerichtet, komme was da wolle. Daran können sich die Israeliten in ihrer Notlage festhalten.

Zu einem Bund gehören immer zwei. Im Laufe der wechselvollen Geschichte der Menschheit mit Gott, hat Gott immer wieder seine Bundestreue zu uns bewiesen. Auch wenn man zweifelt, vergisst oder Fehler macht: Gottes Bund, der steht fest und unverrückbar. Gott hält fest am Bund, aber wenn am anderen Ende des Bundes niemand ist? Wenn wir den Bund nicht ergreifen, dann läuft er doch ins Leere. „Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben und in ihren Sinn schreiben“. An Gottes großes Versprechen können wir uns festhalten, seinen Bund können wir uns zu Herzen nehmen. Amen.

 

Treuer Gott, durch deinen Heiligen Geist schaffst du Veränderung – in unserem Herzen und in der Welt.

Wir bitten dich:

Lass Verständnis und Gemeinschaft wachsen zwischen den Religionen: Schenke uns deinen Geist des Friedens.

Für die Kranken und Leidenden: Schenke deinen Geist der Heilung.

Für die Traurigen und Einsamen: Schenke deinen Geist der Stärkung.

Für die, deren Existenz bedroht ist oder an sich und ihrem Weg zweifeln: Schenke deinen Geist der Hoffnung.

Für uns alle bitten wir dich, gib uns deinen Geist, der Leben verheißt, sei die Quelle unseres Handelns, der Beweggrund unseres Herzens. 

 

Vater unser im Himmel....

 

So gehen wir in den heutigen Tag und die kommende Woche mit dem Segen Gottes:

Der Herr segne euch und behüte euch;

der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig;

der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden. Amen.