EV. LUTH. KIRCHENGEMEINDEN

Hechlingen am See / Hüssingen / Degersheim


Kantate – Singt!                                          hier auch zum anhören

 

 

Lesungstexte des heutigen Sonntags:

 - Psalm 98

- Aus dem NT: Lk 19,37-43

- Aus den Briefen: Kol 12,3-17

 

"Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder." (Psalm 98,1) So lautet der Wochenspruch - heute dreht sich alles um den Gesang, die Musik!

 

Liebe Gemeinde,

in unserem heutigen Predigttext geht es um einen Musiker der Weltgeschichte schrieb - David. In die Geschichte ist David nicht nur als Musiker eingegangen, sondern auch als König, als Held, der sich gegen den Philister Goliath stellt, als Ehebrecher genauso wie als guter Freund. Er war ein Auserwählter Gottes. Heute an Kantate, schauen wir auf die Macht der Musik, die in David so laut war. „Der Geist des Herrn aber wich von Saul, und ein böser Geist vom Herrn verstörte ihn. Da sprachen die Knechte Sauls zu ihm: Siehe, ein böser Geist von Gott verstört dich. Unser Herr befehle nun seinen Knechten, die vor ihm stehen, dass sie einen Mann suchen, der auf der Harfe gut spielen kann, damit, wenn der böse Geist Gottes über dich kommt, er mit seiner Hand darauf spiele, und es besser mit dir werde. Da sprach Saul zu seinen Knechten: Seht nach einem Mann, der des Saitenspiels kundig ist, und bringt ihn zu mir. Da antwortete einer der jungen Männer und sprach: Ich habe gesehen einen Sohn Isais, des Bethlehemiters, der ist des Saitenspiels kundig, ein tapferer Mann und tüchtig zum Kampf, verständig in seinen Reden und schön, und der Herr ist mit ihm. Da sandte Saul Boten zu Isai und ließ ihm sagen: Sende deinen Sohn David zu mir, der bei den Schafen ist. Da nahm Isai einen Esel und Brot und einen Schlauch Wein und ein Ziegenböcklein und sandte es Saul durch seinen Sohn David. So kam David zu Saul und diente ihm. Und Saul gewann ihn sehr lieb, und er wurde sein Waffenträger. Und Saul sandte zu Isai und ließ ihm sagen: Lass David mir dienen, denn er hat Gnade gefunden vor meinen Augen. Wenn nun der Geist Gottes über Saul kam, nahm David die Harfe und spielte darauf mit seiner Hand. So erquickte sich Saul, und es ward besser mit ihm, und der böse Geist wich von ihm.“ (1.Sam 16,14-23). Es gibt so viele Lieder, wie es Menschen gibt. Jedes Lied zeigt eine Facette unseres Lebens, Lieder können unsere Stimmungen widerspiegeln, bisweilen besser als gesprochene Worte. Sie können Erinnerungen wecken. Kaum hört man die ersten Takte, steigen die Bilder und Gefühle auf: Weißt du noch, damals... An Kantate steht hier in der Kirche normalerweise der Posaunenchor und bringt Schwung in den Gottesdienst. Wir würden mehrere Lieder gemeinsam singen, etwas das viele hier gerade in den letzten Wochen vermisst haben. Wie schön, wenn man so etwas teilen kann!

David hat die Gabe der Musik. Eine Gabe mit der er nicht nur Menschen unterhält und erfreut, sondern mit der er auch eine echt therapeutische Wirkung für Saul entfaltet. Für den Menschen in der Antike war klar. Wenn jemand psychisch erkrankte, dann steckte dahinter ein Dämon. Derjenige wurde also von einer fremden Macht geplagt, wurde gequält und der Dämon zog nicht so einfach von dannen. Musik, da war man sich sicher, und ist es im Grunde heute noch, hilft, sie ist gut für das Gemüt! Nicht nur zum Aufhellen der Stimmung, sondern die Musik hat auch eine direkte Wirkung auf die Dämonen. Sie weichen vor der Musik zurück. Jahrhunderte später schrieb Martin Luther ganz in diesem Sinn an einen Komponisten: „Denn wir wissen, dass die Musik auch den Teufeln zuwider und unerträglich sei.“ Liest man die Geschichte von Saul mit den Augen eines Therapeuten von heute, so lautet die Meinung in der Regel: der Saul, der hatte Depressionen. Definiert man die Depression als etwas, was sich der eigenen Kontrolle entzieht, was einen belastet und quält, nun, dann reden wir letztendlich genau von dem, was einen Dämon ausmacht. Das Ungetüm loswerden, das ist schwer.

Auch die Pandemie entzieht sich unserer Kontrolle. Sie hat ihre Wirkung auf uns alle. Da muss man gar nicht in einem der Zentren leben, die von der Pandemie besonders schwer getroffen sind. In ganz unterschiedlichem Ausmaß betrifft es momentan jeden. Auf der Arbeit, die Enkel können nicht so wie üblich vorbeikommen, das Tragen der Maske, wie gerade jetzt – Gottesdienst mit Maske, wer hätte das vor drei Monaten gedacht? Wenn man eine schwere Phase durchmacht, dann ist es gut zu wissen, was mir hilft, um da auch wieder rauszukommen. In den letzten Wochen haben mir immer wieder Menschen davon erzählt, wie sie mit der Situation umgehen. Dem einen hilft das Auflegen alter Platten, dem anderen die selbst gespielte Musik im Haus oder Garten, man lernt doch noch Skypen, um in Kontakt zu bleiben. Man freut sich besonders über die Möglichkeiten, die man trotz allem wahrnehmen kann. Jeder hat da seine ganz eigene Strategie.

In unserem Bibeltext geht es weniger um die Macht der Musik an sich, sondern vielmehr um die Macht Gottes, die sich auch in der Musik zeigen kann. Gott steckt auch in den keinen Dingen. Er spricht durch die verschiedensten Mittel zu mir. Durch einen anderen Menschen, durch einen Spaziergang in der Natur, ich zitiere „das ist mein Gottesdienst“, durch gelebte Gemeinschaft, durch die Musik. Wo spricht Gott zu mir? Das ist die Frage, die ich Ihnen heute mitgeben möchte. Wo wird Gott für mich laut und hörbar? Gottes Zuwendung kann auf so viele Weisen zu uns sprechen wie es Lieder und Menschen gibt. Ich wünsche uns, dass wir unser Lied, unsere Melodie entdecken, dass Gott hörbar wird in unseren Köpfen und Herzen. Amen.

 

Gebet

Gott, du Schöpfer des Himmels und der Erde,

dich preisen alle deine Werke und deine Geschöpfe verkündigen deine Herrlichkeit.

Wir bitten dich: Steh uns bei, den Einsamen, denen die unter Depressionen und Problemen leiden, die sie nur schwer verwinden können. Den Kranken und denen, die um das Leben anderer kämpfen.

Wir danken dir für 75 Jahre Frieden hier bei uns. Gib uns deinen Geist, dass wir das unsrige zur Erhaltung beitragen, dass wir den Frieden untereinander über alle Grenzen hinweg pflegen und erhalten.

Erfülle uns mit deinem Geist, dass wir einstimmen in den Lobgesang deiner Güte.

Dir sei Ehre von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

So gehen wir in den heutigen Tag und die kommende Woche mit dem Segen unseres Herrn:

Der Herr segne euch und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden. Amen.