Palmsonntag
Liebe Gemeinde,
Palmsonntag hat zwei Gesichter. Das des Jubels und der Freude auf der einen Seite, Jesus, der König, Friedefürst, zieht in Jerusalem ein. Auf der anderen Seite nähert sich Jesus seinem Ende. Die Karwoche beginnt! Mitten in der Passion bekommt Jesus ein Zeichen von einer Unbekannten.
Lesungstexte des heutigen Sonntags:
Lesung aus dem Alten Testament: Jesaja 5, 4-9
Lesung aus dem Neuen Testament: Johannes 12, 12-19
Wochenlied: Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken (EG 91)
Liebe Gemeinde, unser heutiger Predigttext steht im Markusevangelium, im 14. Kapitel:
3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Alabastergefäß mit unverfälschtem, kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Gefäß und goss das Öl auf sein Haupt. 4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. 6 Jesus aber sprach: Lasst sie! Was bekümmert ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt zu meinem Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in der ganzen Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie getan hat.
Die namenlose Frau sprengt die Männerrunde, sie verrichtet ihr Werk ohne Erklärung, ohne ein großes Aufheben darum zu machen. Sie überschüttet Jesus mit dem kostbaren Nardenöl – der Gegenwert? Ein ganzes Jahreseinkommen eines Arbeiters. Die Jünger empören sich über diese scheinbare Verschwendung. Aber Jesus selbst verteidigt sie. Sie hat mir etwas Gutes getan! Ohne nach dem Nutzen zu fragen, hat sie ihm ein Zeichen der Nähe gegeben. Ja, sie war verschwenderisch, im besten Sinn dieses Wortes.
Gott zeigt seine Zuneigung zu seiner Schöpfung, zu uns, ebenfalls verschwenderisch. Gottes Liebe ist dabei so verschwenderisch, dass er sogar seinen eigenen Sohn in die Welt gibt. Ja, mehr noch, er schickt ihn auf einen Weg der Passion, auf einen Leidensweg in den Tod. „Denn so hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ (Joh. 13). Fragt denn Gott, ob der Mensch dies eigentlich verdient hat? Was er, Gott, für einen Nutzen davon hat? Nein, vielmehr gibt er seinen Sohn hin, weil er weiß, dass sein Sohn hier notwendig gebraucht wird. Der Mensch braucht Hilfe, um zu sich selbst zu finden, um sich dem Leben stellen zu können und Hoffnung zu haben.
In dem Wort Passion stecken zweierlei Wortbedeutungen drin. Wir sind gerade in der Passionszeit, also ist die naheliegende Bedeutung eben die Passionszeit, also der Leidensweg Jesu Christi. Passion heißt aber auch Leidenschaft. Jemand hat eine Passion. Jemand hat eine Leidenschaft für etwas, ist ganz Feuer und Flamme für sein Handwerk, für seine Überzeugung. Jesus geht diesen Weg, weil er eine verschwenderische Passion für uns Menschen hat. Jeder Schritt, den Jesus hin zum Kreuz geht, ist ein Schritt für uns. Ein Schritt dahin, uns den Weg zu Gott zu bahnen. Ein Schritt, um uns Hoffnung zu geben. Ein Schritt, um unseren Glauben zu stärken.
Und wir? Es sind häufig gerade die kleinen Gesten, die in schweren Zeiten wie diesen ein Stückchen Freude, Hoffnung und Glauben geben können. Ich lade Sie ein, selbst ein solches Zeichen zu setzen: In Ihrer Kirche liegen verschiedene Postkarten aus. Mit Segensvers oder Ostergruß. Schnappen Sie sich eine Karte, schicken Sie jemanden einen Gruß zu, ein Zeichen der Freude, Verbundenheit und Gemeinschaft über alle momentanen Einschränkungen hinweg. Lassen Sie uns mit Zeichen der Nähe trotz Distanz verschwenderisch sein! Amen.
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Wochenspruch: "Der Menschensohn muss erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben." (Joh, 3,14b.15) |
Fürbitten
Gütiger Gott, dein Sohn ging für uns den Weg der Liebe zu Ende,
bis zum Tod am Kreuz. Durch ihn bitten wir dich:
Sieh auf die Sterbenden und Kranken aller Länder. Hilf ihren Familien. Steh denen bei, die ihren Dienst für andere leisten.
Gott, sei uns allen Schutz und Schirm.
Gib uns Kraft, Vertrauen in deine heilsame Gegenwart,
in deine liebevolle Begleitung auf allen Lebenswegen.
Gott, hilf uns in dieser Woche still zu werden
und auf den Weg deines Sohnes zu schauen.
Er ist uns durch Leiden und Kreuz zur Auferstehung vorangegangen.
Wir bringen im Stillen vor dich, was uns bewegt.
Vater unser im Himmel, …
So gehen wir in den heutigen Tag und die kommende Woche mit dem Segen unseres Herrn:
Der Herr segne euch und behüte euch; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über euch und sei euch gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über euch und gebe euch Frieden. Amen.
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Karwoche!
Am Karfreitag läuten die Glocken um 15:00 Uhr zur Sterbestunde Jesu.
Diesen Gottesdienst mit Musik, sowie weitere Impulse finden Sie auf unserer Homepage: www.hechlingen-evangelisch.de